23. Mai 2024

Was bedeutet Auslegeordnung?

Und wieso heisst dieser Blog so? Eine Erklärung

Auslegeordnung – ein Wort, das in der Schweiz jedes Kind kennt: es wird privat, in der Schule, im Militär, im Betrieb sehr oft verwendet.
Auch in einer Beziehung – egal ob beruflich oder privat, ob nüchtern oder eine Liebesbeziehung: eine Auslegeordnung ist nicht nur Hilfsvehikel bei der Lösung von Konflikten, sondern kann auch vorbeugen!

Sie ist ein Werkzeug, …

… das uns allen zur Verfügung steht in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben.

Weshalb das Wort in Deutschland nur im militärischen Kontext bekannt ist, dürfte wie auch bei anderen Wörtern aus dem Militärjargon an den unglücklichen Erfahrungen mit dem 3. Reich einerseits liegen und dem Phänomen andererseits, dass Wortschatz in Deutschland ausgeprägter auf separate Communities, also Sozialumgebungen, begrenzt ist.

So wird etwa der Gebrauch von Fremd- und Fachwörtern in Deutschland ausserhalb der betreffenden Fachkreise sehr schnell als gestochen und unpassend kritisiert, wogegen dies in der Schweiz auch ausserhalb dieser Fachbereiche nicht als störend empfunden würde.

Ein Beispiel: Während das Wort Rapport ganz einfach eine Botschaft, ein Bericht oder ein Akteneintrag ist, gilt dieser Ausdruck in Deutschland als obsolet vor dem Hintergrund, dass dieses Wort für die Deportationsentscheidung im 2. Weltkrieg verwendet wurde.
Das wurde dem Schreibenden auf peinliche Weise nahegelegt, nachdem er diesen Ausdruck im Kontext einer Betriebspanne infolge Fehlmanipulation durch einen Mitarbeiter verwendet hatte.
Nach äusserst peinlichen fünf Minuten konnte dieses sprachkulturelle Missverständnis im gegenseitigen Lernprozess aufgelöst werden.

Zurück zur Auslegeordnung:

sie schafft Überblick, Übersicht und – wichtig! – Verständnis. Wir können anders aufräumen und sind selber aufgeräumt, wenn wir nach gemachter Auslegeordnung frisch sortieren können.

Das ist der grosse Unterschied zum Wegräumen.

Aufräumen – wegräumen; ich brauchte etwa 10 Jahre, als ich nach Deutschland gekommen war, um den Unterschied zu verstehen.

Niicht nur jenen des Wortes, der je drei Buchstaben der Vorsilben. Sondern in der Bedeutung. Irgendwann kam ich dahinter, dass Wegräumen tatsächlich nur weggeräumt ist: draussen sieht es toll ordentlich aus – doch wenn ich einen Schrank öffne, fliegt mir der halbe Inhalt entgegen.

Unterschied zwischen weggeräumt und aufgeräumt

Wirklich aufräumen kann ich erst, wenn ich Übersicht habe, wenn kann ich die passende Platzverteilung, die passenden Gruppierungen vornehmen kann. Und ich kann dann auch aushalten oder besser aushalten, wenn ich nicht vollständig aufräumen kann, einen Teil der Auslegeordnung liegen lassen muss über einen bestimmten Zeitraum.

Weil ich die Übersicht habe, weil ich den Einblick habe. Es gibt keine einheitliche Klarheit darüber, was Ordnung ist.

Zwischen den Zielen funktioneller Ordnung in einer Werkstatt, hierarchischer Gesellschaftsordnung in einer Ständegesellschaft oder der „aufgeräumten Kunst“ von Ursus Wehrli liegen Welten.
(Bei letzterer bin ich allerdings nicht ganz sicher: vielleicht wäre sie unter dem Begriff „Auslegeordnung“ besser aufgehoben als unter „aufgeräumt“.)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ordnungssysteme zu schaffen und zu erhalten oder zu betreiben. Eine Auslegeordnung hat auch sehr viel mit Platz zu tun.

Platz schaffen

Wer neue Sortierungen und Kombinationen aus einer Auslegeordnung ableitet, kann vorhandenen Platz optimal nutzen. Für eine Auslegeordnung benötigen wir zwar Platz, den wir uns nehmen, dafür den Platz zuerst schaffen.

Dafür gibt es immer eine Möglichkeit. Vielleicht nicht immer sofort und im gewünschten Ausmass, aber in nützlicher Reichweite. Sowohl räumlich wie zeitlich.

Wenn wir uns diese möglichen erreichbaren Freiräume herausnehmen und sie nutzen, dann kommen dahin, momentane vorübergehende Unmöglichkeit durch Um- und Neusortieren überwinden zu können. Damit lässt sich Resilienz steigern, eine Art Selbstheilungsfähigkeit beginnt zu wirken und wirkt sich wiederum automatisch auf die Umgebung aus.

Die Auslegeordnung ist ein methodisches Resilienz-Werkzeug

In diesem Blog steht die Auslegeordnung für die Einzelbeiträge zu überschneidenden respektive systemisch verknüpfenden und verknüpften Themen- und Fachbereichen, die insgesamt in einem grösseren assoziativen Zusammenhang stehen.

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